UNTERM STRICH: Rote Winzer, grüne Winzer
Das pfälzische Bad Dürkheim leistet sich extravagante Ampeln / Von Alexander Dick.
Nein, offenbar hat die Farbsymbolik, die, notabene, von Schifffahrt und Eisenbahn kommt, die Gemüter nie bewegt, geschweige denn erregt. Die der Piktogramme dagegen schon. Wie die Figürchen – nein, wir tappen jetzt nicht in die Falle und schreiben: Männchen – aussehen, das gab Anlass zu Diskussionen. Stichwort West-Fußgängersymbol versus Ost-Fußgänger. In Berlin etwa, und jetzt muss das Wort doch fallen, überlebte nach 1990 der Ampelmann, Marke Ost. Breitkrempiger Hut, nach vorne ausgestreckter Arm beim Laufen. Dass das Ost-Ampelmännchen in der roten Variante wie ein Gekreuzigter aussieht, war dem atheistischen Regime wohl entgangen.
Insofern lässt sich noch nicht voraussagen, wie die eigens für den nächsten Wurstmarkt im September in Bad Dürkheim umgestalteten fünf Fußgängerampeln wirken werden. Sie zeigen nämlich einen Winzer mit Rückenkorb. Rot und grün. Aus dem gewählten Motiv lässt sich erahnen, welche der drei Komponenten Weck, Woi, Worschd für ein Pfälzer Fest klar am wichtigsten sind.
Für Ampeln mit Lokalkolorit stehen die Zeichen ohnedies auf Grün. Trier hat seinen Marx, Mainz seine Mainzelmännchen, in Duisburg regeln Kumpel den Verkehr – zur Erinnerung an das, was nicht mehr ist. Aber alles Männer. Die Frage, ob Südbaden respektive Freiburg nicht einen dringend notwendigen weiblichen Akzent setzen sollten, kann gestellt werden. Kann. Ob rote und grüne Schwarzwaldmädels das Klima an viel befahrenen Straßen unbedingt verbessern, sei, bei allem Lokalpatriotismus, dahingestellt.
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