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"Achtsam und mit tiefem Respekt"

  • Fr, 20. Dezember 2019
    Schülertexte

     

ZISCHUP-INTERVIEW mit der Hospizbegleiterin Rita Andris über das Mit- und Füreinander beim Sterben.

In Trauer: Eine Steinskulptur auf einem Friedhof  | Foto: eyetronic - stock.adobe.com
In Trauer: Eine Steinskulptur auf einem Friedhof Foto: eyetronic - stock.adobe.com

Rita Andris ist seit 2004 ehrenamtlich im ambulanten Hospiz im Oberen Elztal tätig. Zischup-Reporterinnen Clarissa Kury und Franziska Allinger aus der Klasse R9b des Schulzentrums Oberes Elztal in Elzach haben mit der 59-Jährigen über ihre Arbeit im Hospiz gesprochen.

Zischup: Wie kamen Sie zu dieser Aufgabe?
Andris: Mir ist aufgefallen, dass die Betroffenen wie auch ihre Angehörigen mehr Unterstützung in dieser Lebensphase brauchen. Außerdem ist es mir sehr wichtig, dass sich die Sterbenden in einem beschützten und ihnen vertrauten Umfeld von dieser Welt verabschieden dürfen.
Zischup: Was bedeutet "in Würde sterben" für Sie?
Andris: Das bedeutet für mich, den Sterbenden dort zu begleiten, wo er sich wohl fühlt und nicht einsam ist. Dazu ist es mir wichtig, dass die Menschen achtsam, liebevoll und mit tiefem Respekt begleitet werden. Schmerzfreiheit wäre eine wünschenswerte Voraussetzung.
Zischup: Finden Sie es wichtig, dass man sich schon im jungen Alter mit dem Thema Tod auseinandersetzt?
Andris: Ja, denn es betrifft jeden früher oder später. Der Tod trifft oft unerwartet und plötzlich ein, deshalb sollte man möglichst nicht unversöhnt auseinandergehen.
Zischup: Wie alt war der jüngste und der älteste Mensch, den Sie begleitet haben?
Andris: Ich habe eine 42-jährige Mutter wie auch eine 94-jährige alte Dame begleitet. Häufigstes Alter ist jedoch meist über 80 Jahre.
Zischup: Wie gehen Sie mit unterschiedlichen Religionen der betroffenen Personen um?
Andris: Ich frage, wenn möglich, den Betroffenen oder seine Angehörigen, ob sie gerne mit mir beten würden. Wäre dies aber nicht der Fall, bete ich im Stillen. Aber am wichtigsten ist es, dass man den anderen Glauben akzeptiert und sich dem Betroffenen anpasst.
Zischup: Haben Sie schon einmal bei einem Familienmitglied Hospizdienst getätigt?
Andris: Ja, das habe ich bereits getan. Ich durfte 2005 meinen Vater begleiten. Da kamen mir meine Hospiz-Fortbildungen sehr zu Gute. So durften wir noch einiges voneinander lernen. Ich durfte allerdings schon mehrere Personen begleiten, die mir emotional nahestanden.
Zischup: Was finden Sie an ihrer Berufung am schönsten?
Andris: Am schönsten finde ich das Miteinander und das Füreinander-da-Sein. Außerdem bekomme ich viel mehr zurück, als ich geben kann. Und damit meine ich kein Geld oder andere materielle Dinge, sondern die Nähe zu Gott und den Betroffenen. Dies ist eines der größten Geschenke für mich.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 20. Dezember 2019: PDF-Version herunterladen

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