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"Man sollte auf sein Bauchgefühl achten"

  • Lara Haack, Klasse 8a, St.-Ursula Gymnasium (Freiburg)

  • Fr, 29. April 2022
    Schülertexte

     

ZISCHUP-INTERVIEW mit Laura Hilfinger, die zwei Jahre als Au-pair bei einer Familie in den USA verbracht hat .

Laura Hilfinger  | Foto: Privat
Laura Hilfinger Foto: Privat

Laura Hilfinger ist, kurz vor ihrem Bachelorabschluss, für zwei Jahre als Au-pair nach Texas gereist. Um zu erfahren, wie sie ihr Leben dort gelebt hat und was alles auf sie zukam, habe ich, Lara Haack aus der Klasse 8a des St.-Ursula-Gymnasiums in Freiburg, mich mit ihr getroffen und ihr einige Fragen dazu gestellt.

Zischup: Warum haben Sie sich für ein Au-pair im Ausland entschieden?
Hilfinger: Ich wollte schon immer für ein Jahr in ein anderes Land. Nach dem Abitur habe ich lange überlegt, es zu machen, mich aber irgendwie nicht getraut. Später, während meines Studiums für frühkindliche Pädagogik, fand ich dann eine Agentur, die professionelle und ausgebildete Personen in die USA schickt. Bei der Agentur informierte ich mich. Bei einem Telefonat mit einer Mitarbeiterin der Agentur, erklärte diese mir zum Beispiel, dass dieses Jahr als Berufsjahr angerechnet wird, was mir persönlich sehr wichtig war. Bei der Agentur fühlte ich mich sehr gut aufgehoben, deswegen habe ich mich dafür entschieden, mich einzutragen und einfach mal abzuwarten, was passiert.
Zischup: Durften Sie sich den Zielort aussuchen oder hat die Agentur eingeteilt, wohin Sie gehen?
Hilfinger: Die Agentur hat auch Familien in Australien, da ich aber schon immer mal die USA sehen wollte, habe ich zuerst Gastfamilien in den USA gesucht.
Zischup: Wie hat sich die Beziehung zu Ihren Gastkindern entwickelt?
Hilfinger: Ich kam an einem Freitag an, also hatte ich das ganze Wochenende Zeit, um meine zwei Gastkinder sowie ihre Eltern kennenzulernen. Wir hatten jedoch einen schwierigen Start, da ich am ersten Morgen den Kleinen (3 Jahre) geweckt habe, er die Situation leider nicht verstanden hat, was dann mit viel Geschrei und Tränen endete. Von da an konnte es nur bergauf gehen, wir haben uns schnell aneinander gewöhnt und standen letztendlich in einer guten Beziehung zueinander.
Zischup: Wie haben Sie Freunde gefunden?
Hilfinger: Ich muss sagen, dass ich zu dem Zeitpunkt das einzige Au-pair in meiner Umgebung war. Nach etwa zwei Monaten wurde mir bewusst, dass ich mir Kontakte außerhalb meiner Gastfamilie suchen sollte, daraufhin habe ich in einer Facebook-Gruppe mit Leuten von einer anderen Agentur geschrieben. Dadurch fand ich neue Freunde, mit denen ich auch einheimischen Kontakt knüpfen konnte.
Zischup: Haben Sie ein Gehalt für Ihre Arbeit bekommen?
Hilfinger: Kost und Unterkunft wurden von der Gastfamilie gestellt. Sie haben mir auch ein Auto zur Verfügung gestellt, damit ich die Kinder in die Schule fahren konnte, dieses durfte ich dann auch in meiner Freizeit nutzen. Jede Woche habe ich einen Geldbetrag bekommen, dieser wurde als Taschengeld angepriesen. Mit diesem Geld bin ich in meinen Urlauben mit Freunden durch Amerika gereist. Ich war zum Beispiel in New York, Las Vegas, Los Angeles und Chicago.
Zischup: Wie sah ein typischer Alltag bei Ihnen aus?
Hilfinger: Nachdem ich die Kinder zur Schule gebracht hatte, bin ich ins Fitnessstudio gegangen. Ich habe einen Sprach-, einen Lese- und Rechtschreibkurs am Community College besucht. Gegen Mittag habe ich den Kleinen abgeholt und etwas mit ihm unternommen, zum Beispiel sind wir auf den Spielplatz gegangen, sind im Pool geschwommen oder haben auf dem Trampolin gehüpft. Wenn dann mein Ältester heimkam, ging das Programm weiter, bis meine Gasteltern nach Hause kamen. Da diese allerdings als Ärzte arbeiteten, wusste ich nie, wann genau das sein würde. Ausgemacht hat mir das eigentlich nie etwas, es war eher so, dass es sich meistens nicht mal wie Arbeit angefühlt hat.
Zischup: Wären Sie gerne noch etwas länger in Amerika geblieben?
Hilfinger: Ich kenne viele, die gesagt haben, sie würden sich in der USA wie zu Hause fühlen, dieses Gefühl hatte ich nicht. Ich habe mein Au-pair zwar um ein weiteres Jahr verlängert, und diese zwei Jahre waren eine wunderschöne Zeit, jedoch war für mich klar, dass ich nicht ewig in Texas bleiben werde.
Zischup: Haben Sie Tipps, die Sie interessierten Menschen ans Herz legen können?
Hilfinger: Ich denke, man sollte auf sein Bauchgefühl achten, nicht jede Familie passt zu einem, und nur für das Auslandsjahr die nächstbeste Familie auszuwählen ist nicht immer die geschickteste Entscheidung. Ich hatte mit mehreren Familien Kontakt, bevor ich meine Gastfamilie fand. Diese Familie hatte ich auf den ersten Blick nicht gewollt, aber am Ende hatte sie genau das getroffen, was ich auf ihrem Profil nicht erkannt hatte.

Ressort: Schülertexte

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