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Verkehrswende

Leihradsystem im Freiburger Umland: Müllheim sagt Ja, Heitersheim Nein zu Frelo

Alexander HuberSimone Höhl
  • &

  • Sa, 11. Mai 2024, 06:30 Uhr
    Müllheim

     

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Das Fahrradverleihsystem Frelo entzweit die Gemüter im Markgräflerland. Heitersheim macht nicht mit, aus Müllheim dagegen gab es grünes Licht – allerdings unter Vorbehalt.

In Freiburg ist Frelo ein Erfolg. Ob e...rüber gehen die Meinungen auseinander.  | Foto: Thomas Kunz
In Freiburg ist Frelo ein Erfolg. Ob es ein gutes Modell auch für den ländlichen Raum ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Foto: Thomas Kunz
Die Zustimmung des Müllheimer Gemeinderates zu Frelo am Mittwochabend war mit zwölf Ja-, neun Gegenstimmen und einer Enthaltung vergleichsweise knapp. Und ist mit einem Vorbehalt verbunden: Müllheim macht bei Frelo nur mit, wenn auch die Neuenburger dabei sind. Die entscheiden am Montag.

Fünf Verleihstationen mit jeweils fünf Rädern sollen eingerichtet werden: zwei am Bahnhof, je eine an der Kaserne, Mediathek und am Bürgerhaus. Die Anregung, auch in Vögisheim eine anzubieten, wurde zunächst nicht aufgegriffen. Müllheim rechnet mit jährlichen Kosten von rund 50.000 Euro über eine Laufzeit von fünf Jahren (ab 2026). Hinzu kommen einmalige Investitionskosten in Höhe von 5000 bis 15.000 Euro pro Station.

Kritik an den Kosten

Die Kosten waren denn auch der Hauptpunkt in der Kritik, die besonders deutlich von den Freien Wählern artikuliert wurde. Mit dem Geld für Frelo solle man lieber andere Investitionen in die Radinfrastruktur tätigen, die in Müllheim nötig seien, meinte etwa FWG-Stadtrat Michael Nutsch. CDU-Rat Thomas Kreth befürchtete, dass mit Frelo Doppelstrukturen aufgebaut würden, die sich gegenseitig Konkurrenz machten – schließlich gebe es bereits ein Angebot an E-Bikes für Touristen, und man sei ja auch an der Einführung eines Stadtbusses dran.

"Ob Frelo bei uns funktioniert, können wir nur herausfinden, wenn wir es ausprobieren" Martin Löffler
Bürgermeister Martin Löffler verwies darauf, dass Frelo eine Lücke fülle, die andere Angebote so nicht füllen könnten. Auch Martin Richter von der Fraktion ALM/Grüne mahnte, man solle Ideen, die zur Verkehrswende beitrügen, nicht gegeneinander ausspielen. Löffler schließlich meinte: "Ob Frelo bei uns funktioniert, können wir nur herausfinden, wenn wir es ausprobieren. Andernfalls werden wir es nie wissen."

Heitersheims Gemeinderat hat den Leihrädern am Vorabend eine Abfuhr erteilt. Allerdings tat er dies im Wissen, dass der Gewerbepark Breisgau bereits eine Frelo-Station am Heitersheimer Bahnhof finanziert, und Nutzer mit den Rädern auch in die Stadt fahren können.

Seit Monaten beschäftigt das Freiburger Velo-Leihsystem Gemeinderäte im Umland. Frelo erreichte vergangenes Jahr 675.000 Ausleihen. Mit dem Erfolg und einem neuen Betreibervertrag (weiter unter dem Dach der Verkehrs-AG) soll es sich ab 2026 in die Fläche ausdehnen: ein Verleih, ein Preis, eine App in den Kreisen Freiburg, Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald. Gut 40 Kommunen haben zunächst grundsätzlich Interesse bekundet, auch Müllheim, Neuenburg, Auggen und Heitersheim. Jetzt geht es um die fixe Vereinbarung. Auggen hat kürzlich abgelehnt.

Heitersheims Verwaltungsspitze riet dem Gemeinderat auch von der Teilnahme ab: "Weil Kosten und Nutzen nicht im Verhältnis stehen", sagte Bürgermeister Christoph Zachow. Und weil der Gewerbepark die Station am Bahnhof einrichtet. Das hatte der Rat im März befürwortet. Angedacht war für Heitersheim eine eigene Station am Bahnhof, zudem je eine am Alten Rathaus und am Römerpark, was insgesamt knapp 27.000 Euro im Jahr kosten würde, je nach Zuschuss 23.000 und mit weniger Pedelecs 15.300 Euro.

Große Mehrheit in Heitersheim lehnt Frelo ab

Heitersheims Freie Wähler hielten die Teilnahme angesichts der Gewerbepark-Station und "doch hoher Kosten" für entbehrlich. Auch der SPD war es zu teuer, Stadtrat Steffen Epp bezweifelte, dass Frelo genutzt würde, Touristen hätten meist Räder dabei. Grünen-Rat Thomas Baumgärtner plädierte dafür, das System auszuprobieren – dann "müssen wir uns nicht auf eine Trittbrettfahrer-Mentalität zurückziehen". Er schlug eine schlankere Variante für nur rund 10.000 Euro vor. Die CDU folgte der Verwaltung, die auch mit kommenden Großprojekten und einem dichteren Bustakt ab Dezember argumentierte. Das Gremium lehnte Frelo mit 18 zu zwei Stimmen ab.

Ressort: Müllheim

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Kommentare (3)

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Andreas Lex

2408 seit 10. Aug 2009

Einerseits sind die Kosten absolut gesehen nicht hoch. Andererseits frage ich mich, wer frelo im Umland groß nutzen soll. Wie im Artikel steht, können Touristen ja nicht die Haupt-Zielgruppe sein, denn die haben ihre eigenen Räder oft dabei. Wie könnte denn das bisherige E-Bike-Verleihsystem ausgebaut werden? Orte in der Fläche haben die Hauptnutzer nicht: Es sind junge Leute, meist Studis.

Wesentlich interessanter finde ich, in einem attraktiveren Bus-Netz die Fahrrad-Mitnahme zu ermöglichen. Das ist in Darmstadt (wie Freiburg studentisch geprägt) ein Erfolgsmodell. Warum die VAG Fahrrad-Mitnahme in Straba und Bus nie in Erwägung zog, ist mir speziell für die selbsternannte "Green-City" schleierhaft. Darmstadt wie FR die 1-Meter-Spur für Strabas und die Busse haben dieselben Dimensionen (ca. die Hälfte einteilig, der Rest Gelenkbusse). Es ist ein Träumchen in Darmstadt! Man nutzt das Fahrrad auch im Winter, auch wenn man weiß, dass der Rückweg ins schlechte Wetter fallen könnte. Woanders wird stattdessen grundsätzlich ab Oktober o.ä. das eigene Fahrrad eingemottet und grundsätzlich das Auto genutzt.

Auch Darmstadt hat ein rege genutztes frelo-Pendant. Blöderweise ist man da nicht im "nextbike"-Verbund, wo frelo Mitglied ist. Innerhalb der nextbike-App kann ich von Freiburg bis Rumänien buchen und bezahlen. Selbst auf den Kanaren oder Schottland. Wichtig für die Attraktivität ist´s sicher, bei einem Rad-Leihsystem nicht noch ne weitere regionale Extrawurscht zu braten.

Stefan Dischler

251 seit 10. Jun 2020

In allen Umlandgemeinden wird dieses Thema z.Zt. diskutiert. Herr Lex wirft die berechtigte Frage auf, die ich mir auch stelle: wer soll damit fahren?
In Freiburg wo es an jeder Ecke eine Station steht funktioniert das gut, aber im Umland muss man Glück haben, daß die Stationen zu den Bedürfnissen passen. Nur mit Hoffnung oder Schlagwörtern wie Verkehrswende zu argumentieren bringt keine Antwort. Teuer ist immer relativ , in Emmendingen gibt man 350000€ für Frelo aus , aber der Nachtbus von Freiburg am Freitag und Samstag für 150000€ "rechnet sich nicht".


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