Im Dezember ist Wolfgang Schäuble gestorben. Ein Projekt, das er zu Ende brachte, waren seine Erinnerungen. An diesem Montag erscheint das Buch, in dem er von seiner langen Laufbahn erzählt und über die Politik nachdenkt.
Wenn er ins Plaudern kam, erzählte Wolfgang Schäuble gerne eine Begebenheit, die sich 1972 während seines ersten Bundestagswahlkampfs zugetragen hat. In seinem späteren Wohnort Gengenbach besuchte er eine katholische Ordensgemeinschaft. Ein Heimspiel. Allenfalls wegen seines jungen Alters oder seines protestantischen Bekenntnisses, meinte er, könnte man ihm dort mit Vorbehalten begegnen. Was nicht der Fall war. Nur eine dringliche Bitte habe ihm die Oberin mitgegeben: Die CDU sollte aufhören, Willy Brandt als "Herrn Frahm" herabzuwürdigen. Frahm war die Chiffre für uneheliche Herkunft, links und Feigling ohne Vaterlandsliebe. Die Mahnung habe er sich zu Herzen genommen: Auch ein heftiger Streit müsse mit Respekt geführt werden.
Auch wenn, wie er selbst festhält, Selbstzeugnisse mit einer gewissen Vorsicht zu lesen seien: In ...